Die Zeit von 1941-56 war geschichtlich bedeutsam und ernst. Die Kunstakademie hätte damals leicht in eine Richtung gedrängt werden können, in der die Freiheit des künstlerischen Ausdrucks eingeschränkt worden wäre, und als Folge eine noch schlimmere Stagnation zu erwarten gewesen wäre, als in der Zeit der Wirtschaftskrise der 30 er Jahre. Aarre Heinonen wollte seinen in den Krieg ziehenden und von dort heimkehrenden Schülern eine feste, aber geistig flexible Grundlage geben. Das alte Grundprinzip, zuerst das Handwerk, danach individuelle Ziele, musste neu erarbeitet werden. Die Akademie sollte mit einem Geist des frohen Schaffens beseelt werden und sie musste auch Anregungen zu einer weiteren Allgemeinbildung geben. Im Rahmen des traditionellen Lehrplanes, versuchte man den Stempel des Stillstandes loszuwerden.

Die eigene Entwicklung von Aarre Heinonen begann mit den für vielseitig begabte Künstler typischen Schwierigkeiten der Berufswahl. Die Musikstudien in Viipuri ( Viborg ) und Helsinki schloß er mit der Musiklehrerprüfung ab. Auch im Klavierspiel war er weit fortgeschritten, bis neben diesen Studien das Interesse für die Malerei alles überwog. Das eigentliche Studium des Malens begann er – erst nach der ersten Privatausstellung, im Alter von 25 Jahren – im Zeichensaal der Universität Helsinki 1931-33. Sein Lehrer damals war Väinö Blomstedt. Die Akademie der Bildenden Künste im Ateneum gehörte somit gar nicht zu seiner Ausbildung, sondern sein Weg führte – genau so wie der von Edelfelt – in die Königliche Kunstakademie Antwerpens in den Jahren 1935-37, und nebenbei und danach zum Studium in Paris. Diesen Weg hatten die Kunstadepten lange nicht mehr eingeschlagen – sei es, dass sie nicht konnten oder wollten, denn man hatte Bedenken gegen zu viel "akademische Ausbildung" für den frei schaffenden Künstler. Es war doch immer die große Frage, wie die Ausbildung eines Künstlers oder die Kunsterziehung organisiert sein sollte, damit sie in der Praxis am besten ihren Sinn erfüllen würde.

Die Schüler entwickeln sich nach ihrer eigenen Begabung, der eine mehr, der andere weniger abhängig von der Lehre. Die Bedeutung der Lehrstätte oder des Lehrers werden später für nicht wichtig gehalten, man schätzt statt dessen nur die Arbeitsgemeinschaft und die "Atmosphäre" der Schule. Oft wurde nicht beachtet, dass eine verantwortliche Lehrerpersönlichkeit diese Atmosphäre erst schafft.

Aarre Heinonen hatte sehr gute Voraussetzungen für die Führungsaufgabe der Akademie. Er hatte eine vielseitige Künstlerausbildung genossen und selbstständig sein eigenes kulturelles Wissen vermehrt, so dass er wirklich den Beruf eines Künstlers sowohl in der Theorie wie auch in der Praxis souverän beherrscht hat. Zusätzlich machten seine persönlichen Eigenschaften ihn besonders geeignet für die offiziellen Repräsentationsaufgaben, die er reichlich ausüben durfte. Er entwickelte sich zu einem Kunstbotschafter in der Nachkriegszeit – ähnlich wie Edelfelt seinerzeit – multilingualer Gentleman, der das kulturelle Gesellschaftsleben bestens beherrschte. Als wichtiger Vertreter seines Faches pflegte er internationale Beziehungen, sowohl in Verhandlungen, wie auch als Gast bei Diplomateneinladungen oder als Gastgeber bei Künstlertreffen.

In den Jahren 1949-50 war er für eine national bemerkenswerte Mission zuständig. Als Kommissar der finnischen Kunstausstellungen in europäischen Metropolen wie Brüssel, Den Haag, Prag, Warschau, Zürich, Florenz und Paris war er monatelang unterwegs. Nach und nach wurde die hochrangige Öffentlichkeitsarbeit zu einem Spezialgebiet von ihm. Das eigentliche künstlerische Schaffen von Heinonen schien nicht unter den zahlreichen Repräsentationspflichten zu leiden. Seine natürliche besonnene Geselligkeit benötigte diese Stimulanz. Handwerklich harte Arbeit im Atelier ist die Voraussetzung für alles andere gewesen, so wie es bei den von ihm bewunderten französischen Malern war.

Die Malerei Aarre Heinonens entwickelte sich auf dem Grund der gemäßigten Moderne der 20 er Jahre. Sie war eng mit dem Bestreben einiger bestimmter französischer Künstler, das malerische durch immer freiere und raffiniertere Farben zu erreichen, verbunden. Impressionismus als Ausgangsbasis hatte sich - die radikalen expressionistischen und kubistischen Zwischenstadien ignorierend - in Richtung eines abstrahierten, artistischen Ausdrucks fortgesetzt. Wesentlich für die Malerei war zum Beispiel in den Landschaftsbildern das Konzentrieren auf die spontane Pinseltechnik oder in den Stilleben auf die ästhetische Eleganz. Aufgrund dieser u. a. von Bonnard, Brianchon und Oudot vertretenen Richtung entwickelte Heinonen seine eigene malerische Version, die er dann als Grundlage an seine Schüler, an die talentierte Künstlergeneration der 50 er Jahre vermittelte.

Beherrscht und harmonisch greift das Schaffen von Aarre Heinonen über die Jahrzehnte hinaus mit Landschaftsbildern, Personendarstellungen, Porträts und Zeichnungen. In seinem Werk hat es nicht viele Veränderungen gegeben, denn es hat seinen Weg schon vor langer Zeit gefunden. Es lebt in seiner eigenen Zeit und Qualität. Die aktuellen Strömungen von heute oder von vorgestern – wertvolle oder wertlose – haben es nicht berührt. Seine Lebenskraft ist eine gute Erinnerung an gewisse bleibende Grundwerte der modernen Malerei.



Text:
Prof. Dr. Olli Valkonen (anlässlich der Ausstellung in der Galleria BE'19 vom 04. bis 18. 12. 2002)

Übersetzung:
Raija Kern, Berthold Masing